Digitalisierung: Lehren und Lernen

Durch die Digitalisierung verändern sich viele Prozesse des gesellschaftlichen Lebens. Sie beschleunigt die Vernetzung und Automatisierung von Alltags- und Arbeitswelten und beeinflusst damit auch die Vorgänge des Lehrens und Lernens. Digitale Medien besitzen großes Potential für Lehr- und Lernsituationen. Sie zeichnen sich durch einen adaptiven Charakter aus und können daher situations- und stufengerecht als Lehr- und Lernwerkzeuge einbezogen werden. Außerdem eröffnen sie neue und zunehmend individuelle Lernwelten. So können, unter Einbezug des Vorwissens und der Lebensrealität der Lernenden, beispielsweise unterschiedliche Voraussetzungen in Lernprozessen berücksichtigt werden.

Mit dem Einsatz von digitalen Medien ist es möglich:

  • den Wissenserwerb zu verändern
  • das selbstgesteuerte Lernen und vernetzte Denken zu fördern
  • Teilhabe zu ermöglichen
  • Lehr- Lernprozesse zu individualisieren und personalisieren
  • die Kreativität der Nutzer:innen zu befördern
  • kritisches Denken herausfordern
  • kollaborative und kommunikative Arbeitsformen zu stärken
  • neue fachliche Anforderungen zu etablieren
  • die zeitgemäße Gestaltung von Lehr- und Lernprozessen  zu ermöglichen

Teilhabe und die Kultur des Teilens

Lehrende erstellen Lernmaterial oftmals zweckgebunden für den Einsatz innerhalb ihrer eigenen Lehrveranstaltungen. Dabei könnten viele Personen von der Veröffentlichung der Inhalte und ihrer gemeinsamen Nutzung profitieren. Die für den eigenen Bedarf erstellten Materialien würden eine höhere Reichweite erhalten und ließen sich darüber hinaus von anderen verwenden. Dadurch sind die Inhalte langfristig und vor allem nachhaltig im Einsatz. Kolleg:innen könnten aus dem Materialpool schöpfen und deutlich Zeit bei der Vorbereitung von Lehrveranstaltungen sparen. Zwar müssen sie das Material vor der Nutzung überprüfen, können es aber nachfolgend auf ihre Zwecke anpassen. Durch die Zugänglichkeit und Möglichkeit zur aktiven Mitgestaltung digitaler Medien wird Teilhabe ermöglicht.

Das Teilen von offenen Bildungsmaterialien ist auch ein Zugewinn für die bereitstellende Institution. Mit großer Wahrscheinlichkeit trägt die Veröffentlichung eigener Arbeitsunterlagen zur Reputation der Bildungseinrichtung bei. Denn mit sichtbaren Lehr- und Lernangeboten werden nicht nur Fachkolleg:innen, sondern auch potenzielle Kooperationspartner:innen auf die Urheber:innen selbst oder die Einrichtung und die Qualität ihrer Lehrmaterialien aufmerksam. Dies mag sich wiederum positiv auf die Vernetzung des Fachpersonals untereinander sowie die Bereitschaft zur Zusammenarbeit und den Austausch von Bildungsmaterialien auswirken und könnte langfristig eine Entlastung für alle bedeuten.

Freie Materialien bieten eine optimale Grundlage zur Kollaboration, da Teamarbeit oftmals zu Innovationen und kreativen (Problem-)Lösungen führt. Gemeinsam können neue Materialien ins Leben gerufen oder Kriterien zur Qualitätssicherung der bestehenden Unterlagen gefunden und diese durch Arbeitsteilung effizienter geprüft werden. Das kann innerhalb des Kollegiums, aber auch institutionsübergreifend passieren. Damit wird nicht nur der Überlastung des Lehrpersonals vorgebeugt, sondern die Institution durch den Erfahrungsaustausch sowie die Feedbackkultur gestärkt. Insgesamt fördert die Weitergabe von Bildungsinhalten die „Kultur des Teilens“ und damit auch den kollegialen Austausch.

Medienbildung als Aufgabe und Ziel

Medien sind in unserem Alltag nicht mehr wegzudenken. Aus diesem Grund ist es wichtig, Menschen aller Altersgruppen eine gleichberechtigte Teilhabe am gesellschaftlichen Leben zu ermöglichen und ihr souveränes Handeln mit digitalen Medien zu fördern. Eine wesentliche Grundlage dafür kann bereits im frühkindlichen Bereich geschaffen werden und über alle Schularten und -stufen ausgebaut werden.

Das Stichwort lautet: Medienbildung. Sie bezeichnet die Vermittlung und Entwicklung von Medienkompetenzen, die essenziell für einen selbstbestimmten, kreativen und sozial verantwortlichen Medienumgang sind. Medienkompetenz gilt als zentrale Schlüsselqualifikation, da sie eine konstruktive und kritische Auseinandersetzung mit der Medienwelt ermöglicht. Gleichzeitig bestärkt sie die Herausbildung notwendiger methodischer Kompetenzen, die das Gestalten von Medien ermöglichen, kreatives Problemlösen mit Medien begünstigen, sowie den lebenslangen Lernprozess stützen.

Eine Übersicht zentraler Anforderungen zur Medienkompetenzentwicklung in Bezug auf die digitale Medien ist 2017 als Kompetenzrahmen „Kompetenzen in der digitalen Welt“ der Kultusministerkonferenz erschienen.

Während sich die Kultusministerkonferenz darauf geeinigt hat, welche digitalisierungsbezogenen Kompetenzen bei Schüler:innen gefördert werden sollen, ist der Kompetenzkatalog „DiKoLiS“ die Antwort auf die Frage, welche Kompetenzen wiederum (angehende) Lehrkräfte benötigen, um diese Förderung umzusetzen. „DiKoLiS“ umfasst zentrale digitalisierungsbezogene Kompetenzen, die (angehende) Lehrkräfte für professionelles Handeln in den schulischen Aufgabenfeldern UnterrichtenErziehenBeurteilen und Innovieren benötigen. Neben diesen spezifischen digitalisierungsbezogenen Kompetenzen des UnterrichtensErziehensBeurteilens und Innovierens beinhaltet der Kompetenzkatalog informatischemedienpädagogische sowie vielfaltsbezogene Grundkompetenzen. Diese werden als grundlegende Voraussetzungen für professionelles Handeln von (angehenden) Lehrkräften in allen schulischen Aufgabenfeldern angesehen.
 Die im Kompetenzkatalog „DikoLiS“ formulierten digitalisierungsbezogenen Kompetenzen sind auf der Projektwebseite von „PraxisdigitaliS“ anschaulich aufbereitet. Dort steht auch die vollständige wissenschaftliche Publikation des Kompetenzkatalogs zum Download bereit, in der die einzelnen Kompetenzbereiche des Katalogs theoretisch fundiert und anhand von Beispielen aus der Schulpraxis in ihrer Relevanz begründet werden. Die Publikation enthält zudem einige Best-Practice-Beispiele aus dem Projekt „PraxisdigitaliS“, die zeigen, wie die Förderung digitalisierungsbezogener Kompetenzen in der ersten Phase der Lehrer:innenbildung gelingen kann.


Verantwortungsvolle Bildungsarbeit

Grundlage für (die verantwortungsvolle) Bildungsarbeit

In Zusammenarbeit der Kultusministerien der Länder entstand 2016 die Strategie der KultusministerkonferenzBildung in der digitalen Welt”. Diese bietet eine fundierte Grundlage für verantwortungsvolle Bildungsarbeit in Zeiten der Digitalisierung.
Innerhalb der Strategie werden das gemeinsame Verständnis von Medienbildung und Digitalisierung im schulischen Kontext festgelegt, sowie strategische Ziele für verschiedene Handlungsfelder der Schulentwicklung definiert. Somit leistet das Konzept einen Beitrag für abgestimmtes Handeln im Bildungsbereich. Berücksichtigt werden dabei auch die unterschiedlichen inhaltlichen und strukturellen Anforderungen allgemeinbildender sowie beruflicher Schulen, Hochschulen und Einrichtungen der Weiterbildung.

Länderspezifischer Rahmen für eine verantwortungsvolle schulische Medienbildung

Darauf aufbauend veröffentlichte das Sächsische Staatsministerium für Kultus 2017 die Publikation „Medienbildung und Digitalisierung in der Schule“, die als länderspezifischer Rahmen zur Umsetzung der Strategie und des darin enthaltenen Kompetenzrahmens zu verstehen ist. 

Inhaltlich beschäftigt sich diese mit den Auswirkungen und Möglichkeiten der Digitalisierung im Bereich der schulischen Bildung und der damit einhergehenden verstärkten Bedeutung der Medienbildung. Mit dem Ziel, Maßnahmen zu koordinieren und unmittelbare Entscheidungsprozesse anzuregen, ist sie an Entscheidungsträger:innen der Schulaufsicht, Schulverwaltung und Lehrer:innenbildung sowie Schulträger:innen, Lehrende, Lernende und die an Schule interessierte Öffentlichkeit gerichtet.

Ergänzung der Strategie

Die SMK Strategie wird durch die Empfehlung „Lehren und Lernen in der digitalen Welt“ ergänzt, die 2021 veröffentlich wurde. Innerhalb dieser Ergänzung werden verschiedene Aspekte der Strategie vertieft, sowie die Erfahrungen aus Zeiten der Pandemie reflektiert. Außerdem wird die Bedeutung der Unterrichtsqualität und Schulentwicklung beim Einsatz neuer Technologien hervorgehoben. Hierbei rückt der Fokus auf notwendige digitale Schulentwicklungsprozesse und auf die Qualifizierung von Lehrkräften in didaktischer sowie technischer Hinsicht. Darüber steht die Absicht den Unterricht qualitativ zu verbessern.


Die Abbildungen dieser Seite stammen von Canva „Kawalan Studio“.
Die Inhalte dieser Seite basieren auf folgenden Quellen:

Bildung in der digitalen Welt Strategie der Kultusministerkonferenz (2017). KMK – Kultusministerkonferenz. https://www.kmk.org/fileadmin/Dateien/pdf/PresseUndAktuelles/2018/Digitalstrategie_2017_mit_Weiterbildung.pdf.
Freie Bildungsressourcen für alle (o.D.). bildung.digital – Themenportal für Schulen. https://www.bildung.digital/artikel/freie-bildungsressourcen-fuer-alle.
Lehren und Lernen in der digitalen Welt: Die ergänzende Empfehlung zur Strategie „Bildung in der digitalen Welt“. KMK – Kultusministerkonferenz. https://www.kmk.org/fileadmin/veroeffentlichungen_beschluesse/2021/2021_12_09-Lehren-und-Lernen-Digi.pdf.
Lehren und Lernen in der digitalen Welt: Kultusministerkonferenz verabschiedet ergänzende Empfehlung zur Strategie „Bildung in der digitalen Welt“ (10.12.2021). KMK – Kultusministerkonferenz. https://www.kmk.org/aktuelles/artikelansicht/lehren-und-lernen-in-der-digitalen-welt-kultusministerkonferenz-verabschiedet-ergaenzende-empfehlung.html.
Medienbildung und Digitalisierung in der Schule (2017). medienbildung.sachsen. https://www.medienbildung.sachsen.de/download/Kompetenzrahmen_Medienbildung_SMK_Uebersicht.pdf.
Medienbildung und Digitalisierung in der Schule (2017). Staatsministerium für Kultus. https://www.industriekultur-in-sachsen.de/fileadmin/user_upload/Konzeption_Medienbildung_Digitalisierung_Schule.pdf.